In seinem früheren Berufsleben war Bernhard «Beni» Fuchs für den Formel-1-Rennstall Sauber tätig. Heute schraubt er nicht mehr an Autos herum, sondern an Zahlen. Das Benzin hat er aber trotzdem noch im Blut. Dafür steht auch sein Porsche 911 T, Classic Coupé aus dem Jahr 1973.
Wer Bernhard Fuchs zum ersten Mal trifft, muss nicht lange werweissen, für welche Automarke sein Herz schlägt. Das Poloshirt und die Uhr am Handgelenk verraten es: Beni, so nennen ihn alle, ist mit dem Porsche Virus infiziert. Wenn immer es das Wetter und Zeit zulassen, steigt der 47-Jährige in seinen Porsche 911 T, Jahrgang 1973. Für uns Grund genug, den Sauber-Mitarbeiter und heutigen «Finänzler» aus Hagendorn bei Cham zum Interview im Porsche Zentrum Zug zu treffen.
Ich habe irgendwann einen Geschenkgutschein erhalten, um mit einem Sportwagen auf einem Flughafen einen Slalomkurs zu absolvieren. Ich hatte die Wahl zwischen einem Ferrari oder einem Porsche GT3 RS. Und was soll ich sagen: Von diesem Moment an hat’s mir den Ärmel reingezogen.
Kannst du die Faszination Porsche in Worte ausdrücken?
Das Fahrgefühl ist einfach unvergleichlich. Porsche schafft es wie keine andere Marke, aus den vorhandenen PS das absolute Maximum herauszuholen. Die Autos bringen die Kraft mit höchster Effizienz auf den Boden – fast so, als würde man in einem Gokart sitzen. Zudem gibt es nicht viele Automarken, die so zuverlässig sind. Nicht umsonst fahren 75 Prozent aller je produzierten Porsches auch heute noch.
Ich bin in Schwarzenberg im Kanton Luzern aufgewachsen und habe eine Lehre als Automechaniker absolviert. Nach einem Ingenieurstudium hatte ich die Chance, im Formel-1-Team von Sauber als Maschineningenieur einzusteigen. Obwohl ich nur von 2000 bis 2004 bei Sauber in Hinwil war, erinnere ich mich noch immer sehr gerne an diese tolle Zeit zurück.
Heute machst du beruflich etwas ganz anderes.
Richtig. Irgendwann musste ich mich entscheiden: Entweder «all in» bei der Formel 1 – oder nochmals etwas Neues wagen. Nach einem Master in Finanzwissenschaften habe ich die Branche gewechselt. Heute bin ich Finanzchef in einem Unternehmen für Kies- und Betonbau. Das Benzin habe ich aber immer noch im But.
Der «911er» ist für mich der Inbegriff von Porsche. Auch die Affinität zu den Classic-Modellen war bei mir schon immer vorhanden. Mit 36 oder 37 Jahren habe ich begonnen, mich konkreter mit dem Thema zu befassen. Zu meinem 40. Geburtstag habe ich mir dann den 911er T geleistet.
Was gefällt dir an deinem Auto besonders?
Ich habe mich auf Anhieb in die Optik verliebt. Die signalgelbe Farbe mit dem schwarzen Schriftzug ist stilvoll und zeitlos. Ursprünglich wollte ich nicht so viel ausgeben, aber bei diesem Modell musste ich einfach zuschlagen – auch, weil das Fahrwerk und der Motor in absolut hervorragendem Zustand waren. Ich wollte einen Porsche, den ich für den Rest meines Lebens behalten kann; das ist definitiv der Fall.
Wie oft bist du mit deinem Porsche unterwegs?
Wenn das Wetter passt, fahre ich ihn bestimmt ein- bis zweimal im Monat. Ich möchte meinen Porsche nicht nur anschauen, sondern auch so oft es geht auch geniessen. Ich fahre zum Beispiel gerne mit meinen Töchtern aufs Michaelskreuz in Root. Ich locke die beiden jeweils mit der Aussicht auf eine Glacé – aber eigentlich geniessen sie auch schon die Fahrten an sich. Auch auf Porsche Classic Touren, die jedes Jahr an anderen szenischen Orten in der Schweiz stattfinden, fahre ich gerne mit.
(Lacht) Nein, du liegst falsch. Ich bin heute schlicht und einfach zu weit weg vom Werkstatt-Alltag. Ich mache, wenn überhaupt, nur ganz kleine Sachen. Für alle grösseren Aufgaben fahre ich ins Porsche Zentrum Zug.
Gute Überleitung! Wie empfindest du das Porsche Zentrum als Kunde?
Man spürt, das hier echte Fachleute und Autoliebhaber am Werk sind. Ich kenne zum Beispiel Werkstattleiter Paul Arnet gut. Der Zufall will es, dass wir zusammen die Gewerbeschule besuchten. Paul kennt jede einzelne Schraube. Ganz allgemein schätze ich die persönliche Atmosphäre im Porsche Zentrum Zug. Einen guten Austausch pflege ich auch mit Pascal Godel, dem Verantwortlichen des Bereichs Motorsport.
Das wissen wir. Er hat dich als Interviewpartner vorgeschlagen.
Mit Pascal besuche ich zwei, drei Mal pro Jahr sogenannte Trackdays. Ich würde mich zwar eher als vorsichtiger Fahrer beschreiben, doch es macht einfach ungemein Spass, einen Sportwagen auf einer echten Rennstecke zu bewegen. Dass an den Events jeweils das Porsche Zentrum Zug dabei ist und die Fahrer auf und neben der Rennstrecke mit einem professionellen Team unterstützt, macht die Veranstaltungen zu einem besonderen Erlebnis.
Nach meiner Wahrnehmung sind Porsche Fans in der Regel sehr technikaffin. Die meisten haben ihr Auto nicht zum Vorzeigen, sondern zum Fahren. Ohne jemandem auf die Füsse treten zu wollen, glaube ich, dass wir schon ein etwas anderes Klientel sind als bei anderen Marken. Spannend finde ich auch, zu erleben, wie die anderen Leute auf das Auto reagieren.
Nämlich?
Bei einem Porsche – vor allem bei einem Classic-Modell wie meinem – ist niemand eifersüchtig. Wenn ich mit dem Auto auf dem Michaelskreuz auffahre, freuen sich die Leute durchs Band. Die Erwachsenen heben den Daumen zum Gruss, die Kinder wollen ans Steuern sitzen.
Und, lässt du sie?
Natürlich. Geteilte Freude ist doppelte Freude!
Gute Frage. Ich werde bald 50. Das wäre doch eine super Gelegenheit für einen zweiten Porsche (lacht). Das klassische 964er-Jubiläumsmodell, das anlässlich des 30-jährigen Geburtstags des Porsche 911 erschienen ist, fände ich zum Beispiel genial. Besonders gut gefallen mir auch die neueren 911 GT Modelle. Die Auswahl wäre also gross…
Noch hast du ja noch etwas Zeit zum Entscheiden. Apropos: Wofür nimmst du dir – nebst deinem Porsche – sonst noch bewusst Zeit?
Ich geniesse die Zeit mit meiner Familie. Wir gehen gerne wandern oder lieben aktive und actionreiche Ferienerlebnisse. Zudem treibe ich auch selber gerne und viel Sport. Ich gehe ins Fitness, fahre Ski oder nehme auch mal mit Arbeitskollegen an einem Laufevent teil. Zudem engagiere ich mich als Kassier im Vorstand des Luzerner Kantonal-Schwingerverbands.
Schwingen und Porsche: Passt das zusammen?
Wieso nicht? Ich halte nicht viel von Klischees und Schubladendenken. Zum Schwingsport kam ich, weil mein Vater ein aktiver Schwinger war. Auch ich stand früher im Sägemehl. Heute schwinge ich nicht mehr selber, dafür engagiere ich mich im Hintergrund für den Sport.
Die klassische Antwort, die durchaus auch auf mich zutrifft, lautet: das Bodenständige. Der Schwingsport steht für Tradition. Zudem wird in dem Sport Fairplay ganz gross geschrieben. Was mich darüber hinaus reizt, sind die Gegensätze, die man rund um das Sägemehl antrifft. Schwingen ist im Trend – deshalb trifft man an den Festen vom urchigen Bergbauern bis zur jungen Bankerin Menschen aller Altersgruppen und Gesellschaftsschichten.
Unser Jubiläumsmagazin dreht sich um den Begriff Zeit. Was bedeutet dir dieses Wort?
Zeit ist nicht nur ein Wort, sondern eine Einstellung. Je älter ich werde, desto mehr wird mir bewusst, dass die Zeit auch endlich ist. Genau deshalb versuche ich mir immer bewusst Zeit zu nehmen. Für meine Familie, meine Hobbys – und natürlich für meinen Porsche. Mit Zeit sollte man nicht verschwenderisch umgehen.
Wofür möchtest du irgendwann noch Zeit haben?
Ich würde gerne einen alten Porsche restaurieren und selber «zwägmachen». Dafür fehlt mir im Moment noch die Zeit – aber man soll ja auch noch Träume und Ziele haben.